Fair Trade = Fairer Handel?

Fair Trade = Fairer Handel?

FAIR TRADE = FAIRER HANDEL?

Was steckt hinter deinem Fair Trade Kaffee aus dem Supermarkt?

Wir beleuchten für euch „Fair Trade“ in der Kaffeewelt und geben ein kurzes Statement aus Sicht eines Branchen-Internen.

Vorab ein kurzer und knackiger Überblick:

Die zugrunde liegenden Fair-Handels-Kriterien umfassen ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte. Dazu gehören u.a. die Zahlung von angemessenen Preisen bzw. Löhnen, die Entwicklungsprämien, die Möglichkeit der Vorfinanzierung der Produktion, die langfristigen Handelspartnerschaften sowie die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen (die vier Grundsätze der ILO-Kerbarbeitsnormen stellen sich zusammen aus Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen, Beseitigung der Zwangsarbeit, Abschaffung von Kinderarbeit und dem Verbot der Diskriminierung in Beruf und Beschäftigung).  Diese Grundsätze des Fairen Handels ermöglichen Planungssicherheit und ein menschenwürdiges Einkommen. Der Faire Handel setzt außerdem auf die Beratung und Qualifizierung der Produzenten, unterstützt deren Selbstorganisation und den Aufbau von Weiterverarbeitungsmöglichkeiten vor Ort.

Da nachhaltiger Konsum zunehmend im Trend liegt, werden immer mehr Produkte als fair gehandelt beworben. Begünstigung findet der Trend dabei durch zwei Faktoren:
Der Begriff „fair“ ist zum einen nicht rechtlich geschützt, zum anderen erleichtert ein hohes Maß an Transparenz im Fairen Handel die Kritik an dessen Ansatz und Wirkungen.

Als Kontrollinstanz wurde 1985 ein internationales Label mit dem Namen „Fairtrade“ ins Leben gerufen. Die Begründer dieses Siegels waren Francisco Van der Hoff und sein Landsmann Nico Roozen, der als Ökonom für die internationale Hilfsorganisation Solidarität tätig war. Das Siegel greift an zwei Stellen:

  1. Zum einen erhalten Produzenten in Herkunftsländern, welche oft Dritte Welt Länder sind, einen garantierten Mindestpreis für ihre Produkte. Außerdem Zuschüsse von Konsumentenseite, welche Vorfinanzierungen und den gesunden Umgang mit der Umwelt ermöglichen.
  2. Zum anderen erhält der Endverbraucher durch ein solches Siegel Legitimation; es zeigt den sozioökonomischen Wert des Produktes an.

Um das Kaufverhalten der Konsumenten zu begründen, beauftragte Fairtrade aus Marktforschungszwecken das Forum Fairer Handel eine Umfrage durchzuführen. Aus dieser Umfrage wird ersichtlich, dass Konsumenten die oben angesprochenen Punkte an Fairtrade zu schätzen wissen und des Weiteren großen Wert auf die Einhaltung von Punkten „Keine Kinderarbeit“, „Faire Preise für Produzenten“ und „Richtige Verwendung des Geldes“ legen. „Qualität“ und „Geschmack“ schneiden im Gegensatz dazu eher zweitrangig ab. Sie liegen auch nicht im Augenmerk von Fairtrade.

 

WAS HEIßT DAS NUN FÜR DEINEN FAIR TRADE KAFFEE AUS DEM SUPERMARKT?

Ein Fairtrade zertifizierter Kaffee suggeriert den Käufern, Farmarbeiter würden mehr an der gepflückten Frucht verdienen. Bio wiederum, dass ein entsprechend zertifizierter Kaffee gesünder und qualitativ hochwertiger sei als einer ohne Bio Siegel. Das mag in vielen Bereichen der Lebensmittelbranche zutreffen, bei Kaffee ist dies jedoch keineswegs immer der Fall. Es gibt Kaffees mit Siegel, die von Unternehmen angeboten werden, um ein Nischenprodukt darzustellen. Davon profitieren viele große Kaffeekonzerne, die neben ihrem breiten, konventionellen Kaffeeangebot auch mehrfach zertifizierte Kaffees anbieten. In solchen Fällen muss klar sein, dass der vermeintlich höhere Preis von Fairtrade Kaffees nicht auf den höheren Wohlstand der Kaffeebauern zurückzuführen ist. Genauso liefert Bio im Vergleich nicht zwingend bessere Qualität.  Für einen Bauern macht es zunächst keinen Sinn, solch ein Siegel zu haben, es zu finanzieren und Kontrollen über sich ergehen zu lassen. Zumal dies auch nicht honoriert wird. Ganz oft werden solche Siegel auch durch Korruption erworben. Wer keine Lust hat die Kriterien einzuhalten, zahlt ganz einfach Geld. Wenn man über zertifizierte Produkte positiv spricht, dann nur im Falle von missionsorientieren Fairtrade Händlern. Deren Kaffees kann man von den sozialen Auswirkungen immer über nicht zertifizierte Kaffees stellen.

Was heißt das nun für dich als überzeugter Fair Trade Kaffee Käufer?

Erkundige dich in jedem Fall tiefer beim Verkäufer bezüglich der Herkunft und der Einkauf-Konditionen des Kaffees! Ein reiner Siegel Aufdruck garantiert zumindest in der Kaffee Branche nicht, dass es betreffenden Farmern besser geht als anderen. Der einzige, der dir diesbezüglich Belege liefern kann ist der Händler, der dir 100%ige Transparenz bieten kann und selbst über die Herkunft seines Produktes Bescheid weiß.


1 Kommentar


  • Winfried Domhof

    Guten Tag, die Aussage, dass Fair-Trade-Siegel oft durch Korruption erworben würden, wird hier nicht belegt. Ich halte es für problematisch, solche Behauptungen ohne jeden Nachweis aufzustellen. Zum Thema Bio: Der Vorteil dürfte darin bestehen, dass die Umwelt besser geschont wird. Das Bio-Kaffee gesünder sein soll, ist m. E. zweitrangig.


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